Glänzende Smaragdlibelle

Somatochlora metallica

VANDER LINDEN, 1825

 

Somatochlora von „soma“ (gr.) = Körper und „chloros“ (gr.) = grün. "metallica" kommt von „metallon“ (gr.) = Bergwerk von dem sich „metallum“ (lat.) = Metall ableitet. Der deutsche Artname richtet sich nach dem metallischen Glanz der Libellen.

 

Den deutschen Familiennamen erhielt sie wegen des sehr schnellen, falkenähnlichen Fluges mit außergewöhnlichen Flugmanövern.

 

Ein Männchen der Glänzenden Smaradlibelle, Somatochlora metallica, auf Jagdflug.
Ein Männchen der Glänzenden Smaradlibelle, Somatochlora metallica, auf Jagdflug.

 

Die Glänzende Smaragdlibelle wird bis zu 6,0 Zentimetern lang und erreicht eine Flügelspannweite von bis zu 7,0 Zentimetern.

Bei den jungen Tieren sind der Thorax und das Abdomen von einem glänzend metallisch grünen Glanz. Mit zunehmendem Alter verfärbt sich das intensive grün in goldgrün bis hin zu einem stumpfen Kupferton. Die Stirn vor den Augen weist eine gelbe Querbinde auf. Diese darf zu Bestimmungszwecken nicht mit der Querbinde zwischen Stirn und Oberlippe verwechselt werden.

Der Hinterleib der Männchen ist tailliert. Von vorne nach hinten betrachtet, verdickt sich  dieser zur Mitte hin und ist im Bereich des 5. und 6. Segmentes am breitesten. Ab dem 8. Segment verjüngt sich das Abdomen zusehends und mündet in zwei parallel zueinander stehenden Hinterleibsanhängen (Cerci).

Zunächst folgen einige Sequenzen der Emergenz eines Männchens von Somatochlora metallica.

Die Exuvie der Glänzenden Smaragdlibelle ist etwa 25 Millimeter lang, kaum behaart und weist lange, spinnenartige Beine auf. Der Rücken ist von S-3 bis S-9 mit kräftigen, nach hinten gebogenen Dornen versehen. Seitendornen finden sich an den letzten beiden Hinterleibssegmenten S-9 und S-10. 

 

Das Abdomen der Weibchen ist zylindrisch geformt. Ab dem 1. Hinterleibssegment wird es zum Ende hin schmaler. Die beiden parallel zueinander verlaufenden Hinterleibsanhänge sind etwa doppelt so lang wie das 10. Abdominalsegment.

 

Kennzeichnend bei den Weibchen ist eine auffällige, senkrecht zum Hinterleib abstehende, spitze, etwa drei Millimeter lange abstehende Legescheide,Valvula valvulae.

 

Die Art ist im Flug nicht leicht anzusprechen, sodass es oft zu Verwechslungen mit der Gemeinen Falkenlibelle, Cordulia aenea, kommt.

 

Die Körper der Glänzenden Smaragdlibelle glänzen jedoch um einiges stärker in grün-metallic als jene der Gemeinen Falkenlibelle.

 

Die Augen der adulten Imagines beeindrucken durch ein kräftig leuchtendes goldgrün, während das Grün der Augen der Gemeinen Falkenlibelle etwas dunkler und stumpfer wirkt. Zudem ist diese stärker behaart als Somatochlora metallica. Die Flügelmale der Glänzenden Smaragdlibelle sind einfarbig schwarz.

 

 

Die Glänzende Smaragdlibelle beginnt etwas später als ihre Verwandte, die Gemeine Falkenlibelle zu schlüpfen. Die Emergenz beginnt etwa Mitte Mai und dauert bis Mitte Juli wobei der Schwerpunkt im Monat Juni liegt. Die Flugzeit reicht, je nach Witterung bis Anfang/Mitte September. Die Abundanz der Art unterliegt jährlich starken Schwankungen.

 

 

Somatochlora metallica besiedelt stehende Gewässer mittlerer Größe. Teiche mit offenen Wasserflächen, stellenweise vorhandener Schwimmblattvegetation und möglichst bewaldeten Ufern bilden ihr Optimalhabitat. Zum weiteren Besiedelungsspektrum zählen Torfstiche, Altwasser, Angelteiche und Auwaldgewässer. Seltener ist sie in Nieder- und Übergangsmooren sowie mit Schilf bewachsenen Brackwasserseen zu finden. Von Sekundärgewässern wie zum Beispiel aus Kiesgruben und von kleineren Teichen liegen zwar auch Fundmeldungen vor, jedoch kann sich die Art dort nicht erfolgreich fortpflanzen, was in Ihrer relativ langen larvalen Entwicklungszeit begründet liegt. An ihren eigentlichen Biotopen, den stehenden Gewässern,  lebt sie, neben vielen Kleinlibellenarten,  mit der Gemeinen Falkenlibelle, Cordulia aenea, der Westlichen Keiljungfer, Gomphus pulchellus,  dem Frühen Schilfjäger, Brachytron patrense, dem Großen Blaupfeil, Orthetrum cancellatum, und der Großen Königslibelle, Anax imperator, vergesellschaftet.  Bis vor einigen Jahren schloss man die Koexistenz mit den beiden zuletzt genannten Arten aus, da sich Somatochlora metallica gegenüber diesen Großen Libellen nicht durchsetzen könne. Diese Behauptung wurde jedoch von der Art eindrucksvoll widerlegt, da sie den meisten anderen Libellen fliegerisch überlegen ist.

 

 

Einen typischen Lebensraum der Glänzenden Smaragdlibelle bilden solche, idyllisch wirkenden, ausreichend  sonnenbeschienene Stillgewässer mit Schwimmblattvegetation und nahen Waldgebieten, die ausreichende Versteck- und Jagdmöglichkeiten bieten.

 

 

Als eine typische Falkenlibellenart gilt auch die Glänzende Smaragdlibelle als „Frühaufsteher“ unter den Großlibellen. Erwachsene und somit geschlechtsreife Tiere kann man nach lauen Frühsommernächten schon kurz nach 08.00 Uhr am Morgen über dem Wasser patrouillierend beobachten. Dabei reicht ihre Tagesaktivität bis in die Dämmerung hinein.

Somatochlora metallica gilt wie ihre Verwandten als extreme Dauerfliegerin, die nur sehr selten sitzend angetroffen werden kann. Wenn die Männchen nach dem Abschluss ihrer Reifephase zurück ans Gewässer kommen, bauen sie entlang der Uferzonen vorübergehende Flugreviere auf, die sie gegen Artgenossen und andere Großlibellen verteidigen. Gleichartige Männchen versuchen einen Abstand von 10 bis 20 Metern zueinander einzuhalten. Gelingt dies nicht, werden Revierkämpfe mit waghalsigen Flugmanövern bis in 20 Metern Höhe ausgetragen. Hierbei werden Querbeschleunigungskräfte bis zu 30 G (!) erreicht. Die Männchen fliegen nach einem bestimmten System ihr Revier ab. In einer Höhe vom 50 bis 100 Zentimetern wird das Areal in einer Richtung abgeflogen. Während dessen wird extrem beschleunigt und abgebremst, wenige Sekunden im Rüttelflug in der Luft stehengeblieben, die Körper nach links und rechts gedreht und dabei die Ufervegetation nach Weibchen abgesucht. Ist das Tier an seinem Revierende angekommen, fliegt es mit sehr hoher Geschwindigkeit einen weiten Bogen über offenes Gewässer, um nach dieser Runde mit einer neuen Suche im Revier entlang des Ufers zu beginnen.

 

 

Der Flug der Art ist schnell, unruhig und rastlos. Dauerflüge können sich über Stunden hinziehen. Geschwindigkeiten und abrupte Richtungswechsel bei Tempo 60 km/h sind normal.

Es existieren verbriefte Beobachtungen, wonach die Falkenlibellenart in der Lage ist, mit hoher Geschwindigkeit attackierenden Schwalben permanent erfolgreich auszuweichen. Trotz dieser nahezu unglaublichen Flugmanöver finden die Männchen die im dichten Schilf des Ufers diskret lebenden Weibchen mit sicherer Präzision. Diese werden dann im Flug zur Paarung ergriffen. In Tandemformation fliegt man anschließend gemeinsam in die nahegelegene Vegetation, wo die eigentliche Paarung in Form eines Rades sitzend vollzogen wird. Nach etwa 15 Minuten trennt sich das Paar.

Unmittelbar danach sucht das Weibchen alleine geeignete Plätze zur Eiablage auf. Solche befinden sich meist direkt an der Wasserlinie oder bis zu einem halben Meter landeinwärts. Hierbei handelt es sich um vegetationsfreie Flächen wie dunkle Schlammfelder, schwarzen Torf, faulendes, weiches Laub von Uferbäumen oder abgestorbenen Pflanzenresten ohne frische Gewächse.  Bei der Eiablage nehmen sie für die Gattung eine sehr auffällige und eigene Haltung an, indem sie die beiden letzten Hinterleibssegmente rechtwinklig nach oben klappen. Die Eier werden sodann im Rüttelflug unter wippenden Flugbewegungen mit der langen Legescheide am Bodensubstrat abgestreift. Die Eier benötigen bis zur Entwicklung der Larven etwa vier bis zehn Wochen. Sie sind kräftig gebaut, haben relativ lange, spinnenartige Beine, deutliche Dorsal- (Rücken) dornen und häuten sich während ihrer zwei- bis dreijährigen Entwicklungszeit 12 Mal. Die Lebenserwartung der Imagines wird im Durchschnitt auf 8 Wochen geschätzt.

 

Portrait eines frisch geschlüpften Männchens der Glänzenden Smaragdlibelle mit Exuvie.
Portrait eines frisch geschlüpften Männchens der Glänzenden Smaragdlibelle mit Exuvie.

 

Die Larven können bis zu mehrere Tage im Eis eingefroren überleben!

 

Bedingt durch die Dauerflüge und den dadurch erhöhten Energieaufwand jagt Somatochlora metallica im weiten Umland der Gewässer und in den Kronen der Bäume nach allen Insekten, die sie finden und überwältigen kann. Dabei reicht das Beutespektrum über Fliegen, Mücken, Motten und Schmetterlingen bis hin zu Nachtfaltern, die sie noch in den Dämmerungsstunden erbeutet.

 

Die Lebensweisen der Larven und deren Beutespektrum sind nahezu noch unerforscht. 

Ein bis fast zur Gänze ausgefärbtes Männchen der Glänzenden Smaragdlibelle, Somatochlora metallica.
Ein bis fast zur Gänze ausgefärbtes Männchen der Glänzenden Smaragdlibelle, Somatochlora metallica.

 Die Glänzende Smaragdlibelle, Somatochlora metallica, ist ein eurosibirisches Faunenelement. Nach Norden hin zieht sich ihr Areal bis zur subarktischen Waldgrenze durch Norwegen und Finnland bis nach Sibirien. Im Westen breitet sie sich bis Lothringen in Frankreich aus. Streufunde gibt es in  Großbritannien. In Südfrankreich, Nord- und Mittelitalien, auf der Balkanhalbinsel sowie in Kleinasien tritt eine Unterart auf, die aber oft auch als eine eigene Art Balkan-Smaragdlibelle, Somatochlora meridionalis, bezeichnet wird. In Mittel-, Nord- und Osteuropa ist die Glänzende Smaragdlibelle verbreitet und regional häufig. In Deutschland ist sie insgesamt eindeutig seltener als  die Gemeine Falkenlibelle, Cordulia aenea, wobei die Art in Norddeutschland häufiger vorkommt als im Rest der Bundesrepublik. 

 

Somatochlora metallica ist in Nordrhein-Westfalen nicht sehr häufig vertreten. Obwohl ihr Status in der aktuellen Roten Liste im Gesamtbestand als „Ungefährdet“ eingestuft wird, gibt es nur wenige Orte, wo die Art bodenständig ist, was bedeutet, dass sie sich dort auch reproduzieren kann. Wie schon erwähnt unterliegt der Bestand jährlichen Schwankungen. So konnten im Jahr 2010  in wenigen  Gebieten der Kölner Bucht vereinzelte Individuen gezählt und dokumentiert werden. Im darauffolgenden Jahr entwickelte sich der Bestand, begünstigt durch das überdurchschnittlich warme Frühjahr, deutlich nach oben. Durch die hohe Verwechslungsgefahr mit der Gemeinen Falkenlibelle, Cordulia aenea, ist es jedoch wahrscheinlich, dass die Art in einigen ihrer in Frage kommenden Lebensräume bisher übersehen, bzw. nicht eindeutig angesprochen bzw. bestimmt werden konnte.

Absolut empfehlenswert:

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