Blauflügel-Prachtlibelle

Calopteryx virgo

LINNAEUS, 1758

 

Hinweise zur wissenschaftlichen Nomenklatur. „Calopteryx“ stammt von „kalos“ (gr.) = schön und „pteryx“ (gr.) = Flügel; „Schönflügel“. „virgo“ (lat.) = Jungfrau, Jungfer. Im Volksmund eine häufige Bezeichnung für eine Libelle. Der deutsche Artname bezieht sich auf die Flügel der Männchen.

 

Die Blauflügel-Prachtlibelle ist mit 6,5 bis 7,0 Zentimetern Flügelspannweite gleich groß wie ihre nahe Verwandte, die Gebänderte Prachtlibelle. Der etwas kräftigere Körperbau der hier gezeigten Art erlaubt bessere Flugleistungen. Da die größte aller Kleinlibellen sehr hohe Ansprüche an ihren Lebensraum stellt - keine intensive Landwirtschaft in unmittelbarer Nähe und sehr saubere und sauerstoffreiche Fließgewässer - ist sie mittlerweile sehr selten geworden. In vielen Regionen ist sie akut vom Aussterben bedroht. Nachdem die Libelle ein zweijähriges Leben als Larve mit zwölf Entwicklungsstufen im Wasser durchlebt hat, währt die Lebenserwartung des fertigen Insektes gerade einmal 40 bis 50 Tage.

 

 

Auf der Bildtafel unten sind leere Larvenhüllen (Exuvien) der Blauflügel-Prachtlibelle zu sehen. Die Aufnahme links zeigt den Schlupfort. Calopteryx virgo schlüpfte hier an einem über einen Fluss ragenden Baumstamm in etwa 1,5 Metern Höhe über dem Wasserspiegel. Beachte das Größenverhältnis zu der nur wenige Millimeter großen Kugelspinne, die an der Baumrinde in etwa der Mitte der Exuvie sitzt. Sie hätte das noch junge Leben der schlüpfenden Prachtlibelle ernsthaft gefährden können.

 

 

Im Bild rechts oben ist eine Exuvie der Art zu sehen, nachdem sie zu Hause präpariert worden ist.

 

 

Während die Männchen in einem kräftig stählernen Blau imponieren, erscheinen die Weibchen dieser Kleinlibellenart mit  metallisch grün schimmernden Farben. Die Bezeichnung "Prachtlibelle" hätte nicht besser gewählt werden können. Somit zählen sie sicherlich  zu den schönsten Insekten der Welt. 

 

Dem Männchen fehlt jegliches Flügelmal. Beim Weibchen ist durch einen kleinen weißen Fleck nur ein Flügelmal angedeutet. Wie eingangs beschrieben ist es mit Adern durchzogen und erfüllt daher nicht die Funktion eines "Trimmtanks", wie bei anderen Libellenarten. Da man von Seiten der Wissenschaft noch verhältnismäßig wenig über diese Tiere weiß, kann man nur logisch schlussfolgern, dass die proportional großen Flügel ohne Pterostigmata (Flügelmale) den Prachtlibellen eher die Flugeigenschaften eines Schmetterlings verleihen.

 

 

In ihrem Paarungsverhalten gleicht die Blauflügel-Pachtlibelle der Gebänderten Prachtlibelle. Auch hier wirbt das Männchen um das Weibchen und begleitet es im Nachhinein zur Eiablage.

 

Ein Paarungsrad der Blauflügel-Prachtlibelle, Calopteryx virgo. Beachte die außergewöhnliche Flügelstellung des Männchens.
Ein Paarungsrad der Blauflügel-Prachtlibelle, Calopteryx virgo. Beachte die außergewöhnliche Flügelstellung des Männchens.

 

Calopteryx virgo besiedelt sehr saubere Fließgewässer, die durch den Wechsel von beschatteten und besonnten Abschnitten gekennzeichnet sind. Die Art ist sehr schattentolerant. Dies ist insofern notwendig, da sich ihre dunklen Körper und Flügel in dauerhaft besonnten Zonen während heißer Sommertage, besonders um die Mittagszeit, zu sehr aufheizen. Schattenspendende Gehölze in der Nähe ihres Aufenthaltsortes bieten zu dieser Zeit willkommene Ruheplätze, an denen sich die Tiere auch in Gesellschaften einfinden. Sonnenabgewandte Stellen von an Ufern wachsenden Rohrkolben und anderen Hochstaudenfluren werden in  Ermangelung von Bäumen gleichermaßen akzeptiert. Zur Not ruhen die Imagines auch im Schatten der Großen Brennnessel, Urtica diocia. Wegen des Rückgangs bewaldeter Landschaften an geeigneten Fließgewässern dürfte die Blauflügel-Prachtlibelle bis vor einigen Jahrzehnten insgesamt häufiger und weit verbreiteter gewesen sein als heute.

 

"Aufreiten" eines balzenden Mänchens bei einem eierlegenden Weibchen.
"Aufreiten" eines balzenden Mänchens bei einem eierlegenden Weibchen.

 

Die Art repräsentiert ein westsibirisches Faunenelement und ist von Nordafrika bis auf Teile Spaniens, Portugal, den Balearen, Island und Teile Skandinaviens über ganz Europa verbreitet. Sie dringt weit nordwärts vor und erreicht bis maximal 69° nördlicher Breite sogar das Eismeer. In östliche Richtung reicht ihre Verbreitung bis nach Asien. In Südeuropa kommen mehrere Unterarten vor: Calopteryx virgo meridionalis (Selys, 1853) und Calopteryx virgo festiva (Brullé, 1832) sind nur zwei davon. Über ihre systematische und geographische Abgrenzung wird derzeit in Kreisen der Wissenschaft noch diskutiert.

 

In unseren heimischen Gefilden wird die Blauflügel-Prachtlibelle in der Roten Liste für bedrohte Tierarten mittlerweile in der Stufe 2 = „Stark gefährdet“ geführt. Ihre Flugzeit beginnt in warmen Frühjahren bereits Ende April und reicht bis in den September hinein. Das Aktivitätsmaximum der Art liegt in den Monaten Juni bis August.

 

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