Bronzene Prachtlibelle

Calopteryx haemorrhoidalis

VANDER LINDEN, 1825

 

Hinweise zur wissenschaftlichen Nomenklatur. „Calopteryx“ stammt von „kalos“ (gr.) = schön und „pteryx“ (gr.) = Flügel; „Schönflügel“. „haemorrhoidalis“ (lat.) = Blutfluss. Vermutlich wegen der kräftig rosaroten Färbung an der Unterseite der letzten beiden Abdominalsegmente der Männchen. Die Bronzene Prachtlibelle wird im deutschsprachigen Raum auch des Öfteren als „Rote Prachtlibelle“ oder „Braune Prachtlibelle“ bezeichnet. Diese Namen konnten sich jedoch im Laufe der Zeit nicht durchsetzen.

 

 

Calopteryx haemorrhoidalis unterscheidet sich recht deutlich von den beiden Prachtlibellenarten die in unseren heimischen Gefilden zu Hause sind. In Deutschland kommen nur die Gebänderte Prachtlibelle, Calopteryx splendens, und die Blauflügel-Prachtlibelle, Calopteryx virgo, vor.

 

Die Bronzene Prachtlibelle ist eine Art des Mittelmeergebietes. Ihr Verbreitungsschwerpunkt erstreckt sich über Spanien, Teile Portugals, Südfrankreich und Italien. Des Weiteren gehören die Inseln der Balearen sowie Korsika, Sizilien, Malta und Sardinien zu ihren Lebensräumen. Auf dem afrikanischen Kontinent findet man die Art in Tunesien, Marokko und in Teilen Algeriens.

 

In ihrer Größe kommt die Bronzene Prachtlibelle der heimischen Blauflügel–Prachtlibelle sehr nahe. Körperlängen von 48 Millimetern und Flügelspannweiten von bis zu 70 Millimetern sind normal. Ihr Erscheinungsbild macht die Art im Grunde genommen unverwechselbar.

 

Die Männchen glänzen als ausgefärbte Imagines in einem deutlichen bronzefarbenen Rotschiller. Ihre Flügel sind mit Ausnahme einer kleinen durchscheinenden Zone an der Basis und an den Spitzen dunkelbraun gefärbt. Sie besitzen keinerlei Blauschimmer. Das umgangssprachlich sogenannte „Schlusslicht“ an der Unterseite der letzten Hinterleibssegmente leuchtet  in einem kräftigen Karminrot und weitaus intensiver, als bei der Blauflügel-Prachtlibelle, Calopteryx virgo.

 

Die Weibchen weisen eine, je nach Alter, grün schillernde bis kupferfarbene Körperfärbung auf. Ihre bräunlich getönten Flügel besitzen nur am hinteren Paar scharf abgesetzte Spitzen von dunkelbrauner Farbe. Auf allen vier Flügeln befindet sich je ein weißes, angedeutetes Flügelmal (Pseudopterostigma), welches von der Flügeläderung durchzogen ist. Diese Flügelmale fehlen den Männchen.

 

 

Die folgenden Aufnahmen zeigen einen Bachlauf, irgendwo in Südfrankreich. Sein Wasser ist klar und kalt. Er kommt aus den Alpen und fließt zum nahen Mittelmeer. Der Wassernachschub ist schier unerschöpflich, sodass er auch im heißesten Sommer nicht austrocknet.

 

 

In seiner vielfältigen Struktur zeichnet er sich durch unterschiedliche Ufer-, emerser und submerser Vegetation aus. Diverse Bodenbeschaffenheiten - von kiesig bis schlammig - sowie Fließgeschwindigkeiten, die an flachen Abschnitten mittelschnell und an tieferen Stellen kaum spürbar sind, bietet er auf nur einem einzigen Kilometer seines Weges etwa  15.000 Individuen von Prachtlibellen ein Habitat.

 

Calopteryx haemorrhoidalis stellt sehr hohe Ansprüche an die Wasserqualität. An diesem Bach ist sie ausgezeichnet, denn im Laufe einer Saison fliegen hier nahezu 50 weitere Libellenarten, sodass dieser Ort wohl einzigartig in Europa sein dürfte. Die extreme Artenvielfalt und die hohe Individuendichte von Klein- und Großlibellen an diesem Gewässer kann allenfalls mit Worten beschrieben werden. Sie in Bildern festzuhalten, erscheint unmöglich. Wir versuchen es trotzdem!

 

Bronzene Prachtlibellen: Vier Weibchen und ein Männchen (vorne) in der Obeliskstellung.
Bronzene Prachtlibellen: Vier Weibchen und ein Männchen (vorne) in der Obeliskstellung.

 

In ihrer Lebensweise unterscheidet sich die Bronzene Prachtlibelle nicht wesentlich von den anderen Vertretern der Gattung. Und doch gibt es kleine, aber feine Unterschiede. Besonders auffallend ist das Balzverhalten der Männchen. Dieses führt, vor den Augen eines oder mehrerer potentiell paarungswilliger Weibchen auf der Wasseroberfläche eine Art „Rundtanz“ auf. Dabei biegt es sein Hinterleibsende stark nach oben, sodass das leuchtend rote „Schlusslicht“ den Weibchen imponiert. Auf diese Weise zeigt das Männchen dem Weibchen auch den von ihm auserwählten Eiablageplatz.

 

 

Die eigentliche Paarung, die mehrere Minuten dauern kann, findet im klassischen Paarungsrad statt und wird in der Vegetation sitzend, beendet. Unmittelbar danach wird der vom Männchen ausgewählte Eiablageplatz angeflogen. Hier trennt sich das Paar. Das Weibchen wird nun vom Männchen durch eine Art Körpersprache zur Eiablage aufgefordert. Dabei lässt es sich ein Stück auf der Wasseroberfläche treiben um dann wieder zum Ausgangspunkt zurückzufliegen. Kurze Zeit später folgt ihm das Weibchen.

 

 

Zur Eiablage kann das Weibchen nötigenfalls komplett unter Wasser abtauchen. Ein derartiger Tauchgang kann sich bis zu 90 Minuten ausdehnen. Der Körper und die Flügel des Weibchens werden dabei von einer Hülle aus Luft umschlossen, die das Tier während der Eiablage unter Wasser mit Sauerstoff versorgt. Mit seinem Legestachel ritzt das Weibchen weiche Pflanzenstengel auf, um darin seine Eier zu platzieren. Sind mehrere Hundert Eier versorgt, taucht das Weibchen wieder auf und zieht sich mit kräftigen Flügelschlägen aus dem Wasser.

 

 

Geschlechtsreife Prachtlibellen verpaaren sich mehrmals am Tag und das über Wochen, bis zu ihrem Tod. Die Larven der Bronzenen Prachtlibelle gleichen sehr stark jenen der Gebänderten Prachtlibelle, Calopteryx splendens. Sie lassen sich auch heute noch nicht sicher bestimmen (Bellmann, 2007).

 

Die  im mediterranen Raum endemische Bronzene Prachtlibelle steht per Gesetz unter besonderem Schutz. Ihre Flugzeit beginnt etwa Mitte Mai und endet im September. In sehr heißen Sommern kann sich eine Population zwischenzeitlich stark dezimieren, da die Tiere in der großen Hitze nicht fliegen können und dabei - unmittelbar am Gewässer ruhend - verdursten oder an Nahrungsmangel verenden.

 

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