Alpen-Mosaikjungfer

Aeshna caerulea

Ström, 1783

Hinweis zur wissenschaftlichen Nomenklatur: „Aeshna“: Die Bedeutung bzw. Herkunft des auf Fabricius (1775) zurückgehenden Namens ist ungeklärt (Fiedler, 1997). Die ungewohnte Schreibweise (ohne „c“) wurde zunächst als Schreibfehler gedeutet und der Name entsprechend in „Aeschna“ geändert, was aber später von der internationalen zoologischen Nomenklaturkommission wieder rückgängig gemacht wurde. „caerulea“ kommt von dem lateinischen Begriff für „caeruleus“ = Himmelblau. Der deutsche Artname bezieht sich auf das hauptsächliche Verbreitungsgebiet der Art.

Die Alpen-Mosaikjungfer erreicht eine Körperlänge von ca. 55 bis 65 Millimetern sowie eine Flügelspannweite von bis zu 90 Millimetern. Diese Dimensionen sind etwa mit jenen der kleineren Edellibellen-Arten wie der Herbst-Mosaikjungfer, Aeshna mixta, oder des Frühen Schilfjägers, Brachytron patrense, zu vergleichen. Adulte und somit ausgefärbte Männchen sind eigentlich nicht mit anderen Imagines aus der Familie der Edellibellen zu verwechseln. Die Tiere weisen einen braunen, stark behaarten Thorax auf. An den Brustseiten befinden sich sehr schmale, gezackte, helle Streifen. Das Abdomen ist schwarz mit einem blauen Fleckenmuster und bei den Männchen in Höhe des 2. Hinterleibssegmentes tailliert. Auf der Brustoberseite befinden sich zwei sehr kleine, parallel verlaufende Antehumeralstreifen. Die Augen sind blaugrau, die Stirn beigefarben und die Vorderkante der Flügel ist bräunlich. Juvenile Männchen ähneln farblich den Weibchen. Diese sind in ihrer Jugend von braun-beiger Färbung, die bis zum Erreichen der Geschlechtsreife etwas nachdunkelt. Die Augen sind ebenfalls braun, die Antehumeralstreifen auf dem Thorax fehlen. Diese Eigenschaften verleihen den Weibchen, z. B. im Eiablagehabitat, eine vorzügliche Tarnung.

Im Gegensatz zu den meisten Vertretern aus der Familie der Edellibellen ist Aeshna caerulea kein sehr ausdauernder Flieger. Die Männchen erscheinen bei gutem Wetter etwa gegen 10.00h an den Fortpflanzungsgewässern, um nach Weibchen Ausschau zu halten. Dabei werden in der Regel nur Kurzstreckenflüge unternommen, die immer wieder von längeren Sitz- und Ruhepausen unterbrochen sind. Dabei zeigt die Alpen-Mosaikjungfer ein für Aeshniden einzigartiges Verhalten. Die Sitzposition ist in den meisten Fällen waagerecht, wobei die Flügel an das jeweilige Untergrundsubstrat angedrückt werden. Hierdurch wird die abgestrahlte Wärme des Substrates optimal aufgenommen.

Als Strukturen werden gerne helle Steine, Totholz oder aber auch nasser Torfschlamm ausgewählt. Der Hinterleib wird dabei meist zur Sonne hin ausgerichtet. Von hier aus finden auch Jagdflüge statt, bei denen durch eine starke Beschleunigung nach vorne meist Schmetterlinge und Fliegen erbeutet werden. Nachmittags werden auch, falls vorhanden, vertikale Strukturen wie Baumstämme oder niedere Vegetation angeflogen, um die Restwärme des Tages besser aufnehmen zu können. Die Männchen fühlen sich generell von hellen Flächen angezogen. So kann es passieren, dass sie sich des Öfteren auf heller Kleidung, wie an Westen oder Hosenbeinen von Wanderern  oder Libellenforschern niederlassen.

Die Weibchen sind recht scheu und erscheinen nur zu Paarungs- und Eiablagezwecken am Gewässer. Wird ein Weibchen von einem Männchen entdeckt, ergreift er es augenblicklich im Flug. Anschließend bildet das Pärchen das für Libellen typische Paarungsrad. So wird die Paarung im Flug eingeleitet und nach einem schnellen und oft mehrere hundert Meter langen Flug sitzend am Boden oder in niederer Vegetation beendet. Danach trennt sich das Paar. Während das Männchen wieder zurück zum Gewässer fliegt, verschwindet das Weibchen in der Regel in der weiteren Umgebung.

Die Eiablage findet zu unterschiedlichen Tageszeiten statt. Hierbei scheinen die Weibchen darauf zu achten, dass möglichst keine oder nur sehr wenige Männchen in der Nähe sind, da es sonst gleich zu einem erneuten Paarungsversuch ergriffen werden würde. Die Weibchen erscheinen daher oft am Morgen noch vor den Männchen am Wasser um in relativer Ruhe ihre Eier in weiches lebendes oder totes Pflanzensubstrat einzustechen. Weibchen, die am Nachmittag ihre Eier ablegen, vollführen dies sehr schnell und unruhig, meist in Abständen von nur wenigen Sekunden, um dann sofort wieder vom Gewässer zu verschwinden.

Wie der Name der Art schon andeutet, lebt die Alpen-Mosaikjungfer in höheren Lagen der Hochgebirge ab etwa einer Höhe von 1.000 Metern ü. NN. Die maximale Höhe der Lebensräume beträgt etwa 2.600 Meter ü. NN. Dort werden Hochmoore mit Vorkommen von Schnabelseggen besiedelt, die meist nur eine Größe von wenigen Quadratmetern aufweisen. Oft wachsen in unmittelbarer Umgebung um die Moorschlenken herum andere robuste Gräser, Latschenkiefern und Heidelbeeren. In dieser spärlichen Vegetation finden die Imagines auch ihre Schlafplätze. Die in weit höheren Lagen, oberhalb der Baumgrenze lebenden Tiere, wechseln höchstwahrscheinlich am Nachmittag in tiefere Zonen, um sich dort zu sonnen, bis das Areal beschattet wird. Danach suchen auch sie ihre Ruhehabitate auf.

Die Larven leben in kleinen und kleinsten Moorschlenken und ernähren sich von allerlei Insektenlarven wie Köcherfliegen, Schlammfliegen und Würmern. Für Ihre Entwicklung zur Libelle benötigen sie mindestens 3 Jahre, da sie über die Hälfte des Jahres im rauhen Klima der hochalpinen Lagen Ruhephasen einlegen müssen. In ihrem letzten Larvenstadium beginnt die Alpen-Mosaikjungfer etwa Mitte Juni zu schlüpfen. Die Emergenzperiode zieht sich bis Anfang August hin. Nach Abschluss der Reifezeit, die die jungen Libellen in der Regel in der näheren Umgebung ihrer Ursprungsgewässer verbringen, kann man adulte Imagines ab Ende Juni an den Fortpflanzungsbiotopen beobachten. Ihre Flugzeit endet etwa Mitte September.

Durch in jüngster Zeit fortschreitende Zerstörung der Lebensräume Moor, unter anderem auch durch Trockenlegung durch den Menschen, werden auch hochspezialisierte Arten wie Aeshna caerulea ihrer natürlichen Umgebung beraubt. Die Alpen-Mosaikjungfer ist hier besonders betroffen, da ihr sehr eng begrenzter Lebensraum ein Ausweichen in andere Habitate nicht zulässt. Viele Hochmoore, die, obwohl sie als Naturschutzgebiete ausgewiesen sind, im Sommer auch als Almen für Rinder genutzt werden, erleiden nicht unerhebliche Schäden durch Trittschäden und Kuhfladen. Aus diesen und vielen anderen Gründen wird die Alpen-Mosaikjungfer in der Roten Liste für bedrohte Tierarten in der höchsten Stufe 1 „Vom Aussterben bedroht“ geführt. 

 

Absolut empfehlenswert:

Unsere Bestimmungs-CD ist ausschließlich  hier erhältlich.

 

Achtung!

Nur noch wenige Exemplare verfügbar!