Pokal-Azurjungfer

Erythromma lindenii

SELYS, 1840

Kopfstudie eines Männchens der Pokal-Azurjungfer.
Kopfstudie eines Männchens der Pokal-Azurjungfer.

 

Hinweise zur wissenschaftlichen Nomenklatur: „Erythromma“ kommt von „erythros“ (gr.) = Rot und „omma“ (gr.) = Auge. Eine ältere, nicht mehr gültige Taxonomie der Art lautete „Cercion“, einer Verkleinerungsform von „kerkos“ (gr.) = Schwanz. Nach den im Vergleich zu den anderen Coenagrion (Azurjungfern) – Arten auffallend langen oberen Hinterleibsanhängen (Cerci) der Männchen. „lindenii“ = nach dem flämischen Entomologen Pièrre Léonard Vander Linden (1797 – 1831). Der deutsche Artname bezieht sich auf eine pokalartige Zeichnung auf der Oberseite des 2. Hinterleibssegmentes bei den Männchen. 

 

Erythromma lindenii erreicht eine Körperlänge von 35 bis 40 Millimetern. Ihre Flügelspannweite entspricht den gleichen Maßen.

 

Ein Männchen der Pokal-Azurjungfer, Erythromma lindenii, auf Patrouillenflug.
Ein Männchen der Pokal-Azurjungfer, Erythromma lindenii, auf Patrouillenflug.

Die Männchen sind, wie viele andere Schlanklibellen aus der Familie der Azurjungfern, kräftig hellblau gefärbt. Die Art kann leicht mit der häufig vorkommenden Gemeinen Becherjungfer, Enallagma cyathigerum, verwechselt werden. Dies trifft im Besonderen auf juvenile, noch nicht komplett ausgefärbte Exemplare zu. Bei den Männchen der Pokal-Azurjungfer sind die oberen Hinterleibsanhänge zu einem deutlichen zangenförmigen Greifapparat ausgebildet. Innerseitig sind sie mit einem kurzen, recht spitzen Seitenzahn versehen. Sie sind länger als das 10. Hinterleibssegment. Während das 2. Hinterleibssegment die für die Art typische pokalähnliche Zeichnung aufweist, befinden sich auf den Hinterleibssegmenten 3 bis 6 lanzettenförmige, schwarze Flecken, die kurz vor dem vorderen Segmentrand enden. Die Segmente 7 und 8 sind auf der Oberseite meist durchgehend schwarz, während die beiden letzten Segmente 9 und 10 überwiegend blau gefärbt sind. Auf der Oberseite des Kopfes befinden sich drei schmale blaue Streifen. Die Augen sind gegenüber allen anderen Azurjungfernarten auffallend blau. Auf der Brust befindet sich ein sehr breiter Antehumeralstreifen.

Die Weibchen verfügen über eine hellgrüne Färbung am Hinterleibsanfang und an dessen Ende, wohin gegen die Mitte des Abdomens, nämlich die Segmente 4 bis 6 hellblau gefärbt sind. Die Augen der Weibchen weisen in der Jugend in der oberen Hälfte einen leichten orangeton auf, der sich bis zum Erreichen der Geschlechtsreife in ein olivfarbenes Grün umwandelt.

 

Im Uferbereich an Wasserpflanzen sitzend erwarten die Männchen die ausschließlich zur Paarung und Eiablage die Gewässer anfliegenden Weibchen.  Wird ein Weibchen von einem Männchen entdeckt, wird es in der Regel sofort ergriffen und es kommt zur Bildung eines  Tandems. In dieser Formation führt das Paar einen langen Hochzeitsflug durch, indem es über offenem Gewässer kreuzt. Erst danach kommt es in der Ufervegetation zu eigentlichen Paarung, die sitzend ausgeführt wird und 15 bis 30 Minuten dauert. Bei der sich unmittelbar anschließenden Eiablage bleibt das Männchen zunächst am Weibchen angekoppelt. Wie bei den Coenagrion-Arten steht das Männchen dabei frei über dem Weibchen aufgerichtet. Gelegentlich taucht das Weibchen zur Eiablage vollständig unter Wasser. Diese Tauchgänge können bis zu 30 Minuten andauern. Hierbei löst sich das Männchen vom Weibchen, fliegt eine nahe Sitzwarte an und erwartet dessen Auftauchen. Das Weibchen lässt sich nach der Eiablage, um vom Männchen nicht gleich wieder ergriffen zu werden, wie ein Korken an die Wasseroberfläche zurücktreiben und taucht dabei an einer anderen Stelle wieder auf. Es ist in der Lage, sehr schnell aufzufliegen, sodass das wartende Männchen den Abflug des Weibchens in der Regel verpasst. Danach verlässt das Weibchen die Gewässerzone auf die gleiche Art und Weise, wie es dorthin gekommen ist.

 

 

Die Pokal-Azurjungfer ist meist an vegetationsarmen Seen und Teichen zu finden. Altwasser, Auenweiher, Baggerseen, Kies und Sandgruben scheinen hierbei ein Optimalhabitat zu sein. Die Art besiedelt darüber hinaus träge strömende Fließgewässer, an welchen die strömungsberuhigten Zonen bevorzugt werden. Mit reich entwickeltem Tauchblattrasen bewachsene Fischteiche werden ebenfalls angenommen. Die Lebensräume der Pokal-Azurjungfer sollte eine größere freie Wasserfläche, eine zumindest spärlich oder partiell bewachsene, emerse Ufervegetation und wassernahe gehölzbestandene Bereiche aufweisen. In derartigen Habitaten lebt die Art gerne mit Arten wie der Gemeinen Becherjungfer, Enallagma cyathigerum, dem Kleinen Granatauge, Erythromma viridulum, der Westlichen Keiljungfer, Gomphus pulchellus, der Blauen Federlibelle, Platycnemis pennipes, sowie der Feuerlibelle, Crocothemis erythraea, vergesellschaftet.

 

Erythromma lindenii beginnt ab der zweiten Maihälfte zu schlüpfen. Die Schlupfzeit erstreckt sich bis Ende Juli/Anfang August. Hauptschlupfzeit ist jedoch der Juni.

Absolut empfehlenswert:

Unsere Bestimmungs-CD ist ausschließlich  hier erhältlich.

 

Achtung!

Nur noch wenige Exemplare verfügbar!