Nordische Moosjungfer

Leucorrhinia rubicunda

LINNAEUS, 1758

Portrait eines Männchens der Nordischen Moosjungfer (Leucorrhinia rubicunda).
Portrait eines Männchens der Nordischen Moosjungfer (Leucorrhinia rubicunda).

 

Der wissenschaftliche Name „Leucorrhinia“ kommt von „leukos“ (gr.) = weiß und „rhinios“ (gr.) = nasig (zu „rhis“ = Nase) nach der weißen Stirn. „rubicunda“ ist zusammengesetzt aus „rubere“ (lat.) = „rot sein“ und „undus“ (lat.) = heftig, sich auf das Rot beziehend. Also heftig (kräftig) rot sein. Der deutsche Artname weist auf ihre nördliche Verbreitung hin.

 

Leucorrhinia rubicunda ist einer der schönsten, aber auch seltensten Vertreterinnen der kleinen Gattung der Moosjungfern. Sie kann leicht mit der Kleinen Moosjungfer, Leucorrhinia dubia, verwechselt werden, allerdings sind hier bei den Männchen die Flügelmale rot. Der Flügelrand vom Flügelansatz bis zur Mitte ist hell und die Flecken auf den Hinterleibssegmenten sind größer und länger als bei der Kleinen Moosjungfer.

 

Ähnlich gezeichnet wie die Kleine Moosjungfer, jedoch deutlich kräftiger in ihrem Körperbau, erreicht sie eine Länge von 4,5 Zentimetern. Die Flügelspannweite beträgt etwa 6,0 Zentimeter.

 

Ihre roten Flecken auf dem schwarzen Hinterleib dunkeln im Alter stark nach und wechseln zu einem schmutzigen Dunkelbraun. Lediglich der Fleck auf dem 7. Hinterleibssegment bleibt kräftig rot erhalten.

 

Bevor wir  nun einige Bilder von Männchen der Nordischen Moosjungfer, Leucorrhinia rubicunda zeigen, blicken wir auf ein paar Szenen einer Emergenz dieser Spezies.

 

 Männchen der Nordischen Moosjungfer

Weitere adulte Männchen, die in Ihrem Lebensraum dokumentiert werden konnten:

 Weibchen der Nordischen Moosjungfer

 

Die Weibchen sind nur sehr schwer zu entdecken, da sie wie viele ihrer Art ein sehr zurückgezogenes Leben abseits der Gewässer führen. Meist kommen sie nur zur Paarung und zur Eiablage ans Wasser. Sie unterscheiden sich nur in der Zeichnung der Hinterleibssegmente 6 und 7 von den Weibchen der Großen Moosjungfer. Ihre gelben Flecken sind etwas kleiner, die der Großen Moosjungfer kräftiger, rundlicher und tassenförmig ausgebildet. Die Tiere ruhen gerne auf dem Boden oder bodennahen Strukturen um dabei Wärme aufzunehmen. Ihr schwarz-gelbes Körpermuster lässt sie dabei mit ihrer Umgebung regelrecht verschmelzen. Besonders ältere Weibchen mit verblassten Gelbanteilen sind auf diese Weise so gut wie nicht zu entdecken.

 

Das folgende Foto Zeigt ein Juveniles Weibchen und auf der  Bildtafel darunter  sind weibliche Imagines der Nordischen Moosjungfer in diversen Altersstufen zu sehen.

 

Ein sehr junges Weibchen der Nordischen Moosjungfer, Leucorrhinia rubicunda.
Ein sehr junges Weibchen der Nordischen Moosjungfer, Leucorrhinia rubicunda.

 

Moosjungfern bilden keine Tandemformationen wie zum Beispiel die Pärchen der Heidelibellen (Gattung: Sympetrum). Wird ein Weibchen von einem Männchen zur Paarung ergriffen, kommt es augenblicklich zur Bildung des klassischen Paarungsrades, was sich auch während des gemeinsamen Fluges nicht auflöst. Beobachtet man trotzdem eine Tandemformation, so kann man getrost davon ausgehen, dass das vorne fliegende Männchen einem Irrtum erlegen ist, und einen sogenannten Fehlgriff getätigt hat. Es schleppt also mit Sicherheit ein artfremdes Weibchen hinter sich her.

 

Kopulae der Nordischen Moosjungfer, Leucorrhinia rubicunda.

 

 

Das Paarungsrad wird in der Luft gebildet. Die Paarung vollzieht sich im Sitzen und dauert etwa 10 min. Die Weibchen streifen ihre Eier mit wippenden Bewegungen ihres Hinterleibes auf der Wasseroberfläche ab. Das Männchen bewacht sie dabei im Flug. Über die Entwicklung der Larven ist noch nicht viel bekannt. Sie dürfte jedoch ähnlich verlaufen wie jene der Kleinen Moosjungfer, Leucorrhinia dubia. Die Wissenschaft geht von einer 3 jährigen Entwicklungszeit aus.

 

Das die Nordische Moosjungfer eine Seltenheit im Westen Deutschlands ist, ist die Untertreibung schlechthin. Den Autoren gelang im Juni 2008 in einem Naturschutzgebiet vor den Toren Kölns ein Fund dieser Art. Laut den schriftlichen Erhebungen des zuständigen Dachverbandes für dieses Areal stammte der letzte Nachweis aus dem Jahr 1925. Die seitdem in der Kölner Bucht als verschollen geltende Art wurde nach 83 Jahren (!) wiederentdeckt.

 

Die Nordische Moosjungfer ist eine Segellibelle die auf das Vorkommen von Moorgebieten angewiesen ist. Da diese, aufgrund menschlicher Eingriffe in die Natur immer seltener werden, verringert sich auch die Population dieser "Moorspezialistin" drastisch. Sie ist auf der Roten Liste in der Stufe 1 unter den akut „Vom Aussterben bedrohten Tierarten“ aufgeführt.

 

Bild unten: Ein klassischer Lebensraum der Nordischen Moosjungfer.

 

 

Von den 5 in Europa vorkommenden Moosjungfernarten ist Leucorrhinia rubicunda die erste ihrer Gattung, die im Laufe eines Jahreszyklus fliegt. Die Kleine Moosjungfer, Leucorrhinia dubia, erscheint 2 bis 3 Wochen später im Habitat. Die Flugzeit der Nordischen Moosjungfer beginnt bereits Ende April. Schon ab Mitte Juni ist sie so gut wie nicht mehr zu finden.

 

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