Südliche Heidelibelle

Sympetrum meridionale

SELYS, 1841

 

Hinweise zur zoologisch wissenschaftlichen Nomenklatur: „Sympetrum“ Zusammengesetzt von „Sym-piezein“ (gr:) = „zusammengedrückt“ und „êtron“ (gr:) = „Unterleib“. „meridionale“ (lat.) von „merides“; Adjektiv von „südlich“, zum Süden gehörend. Benannt nach ihrer Hauptverbreitung im Süden Europas. So zeugt auch der deutsche Name von ihrer ursprünglichen Herkunft.

 

Ein Männchen der Südlichen Heidelibelle, Sympetrum merdionale.
Ein Männchen der Südlichen Heidelibelle, Sympetrum merdionale.

 

Die Südliche Heidelibelle weist gegenüber allen anderen Heidelibellenarten deutliche Unterscheidungsmerkmale auf. Sie ist eine mittelgroße Heidelibellenart und somit etwas kleiner als die Große Heidelibelle, Sympetrum striolatum, und größer als die Schwarze Heidelibelle, Sympetrum danae.

 

Als eindeutigstes Bestimmungsmerkmal kann das Fehlen nahezu aller dunklen Nahtlinien an den Thoraxseiten der Tiere beiderlei Geschlechts herangezogen werden. Die Brustflanken wirken somit einfarbig und nicht in schräg nach vorne durch schwarze Linien unterteilt.

 

Die Beine sind bereits bei Jungtieren außen hellbraun gefärbt und nur auf der Innenseite schwarz. Die Stirnbinde, der schwarze „Nasenstrich“ bei anderen Arten der Gattung Sympetrum als Bestimmungsmerkmal von Bedeutung, ist bei der Südlichen Heidelibelle nur sehr schmal ausgebildet.

 

Die Weibchen sind nahezu Khakifarben, wodurch sie in trockenen Gräsern hervorragend getarnt sind.

 

Das Abdomen der Männchen ist nach Erreichen der Geschlechtsreife hellrot und lässt seitlich, wie auch auf der Oberseite jegliche Schwarzanteile vermissen. Die Flügeladern sind, ähnlich wie bei der Frühen Heidelibelle, Sympetrum fonscolombii, insbesondere an ihrer Basis leicht orangerot gefärbt.

 

 

Sympetrum meridionale bevorzugt als Optimalhabitat mittlere bis stark eutrophierte Gewässer mit starker Überwasservegetation. Hierzu zählen auch flachgründige kleine Teiche und Weiher mit reichlicher Ufervegetation.

 

Als Sekundärhabitate werden Überschwemmungsflächen am Rande von Seen, flache Kiesgrubengewässer, gut durchwachsene Sümpfe und sogar sehr langsam fließende Wiesengräben besiedelt. In sehr seltenen Fällen wurde die Südliche Heidelibelle auch schon an Rändern von Mooren gefunden.

 

Über den Lebensraum der Larven ist der Wissenschaft noch nicht viel bekannt. Im Bezug auf die Auswahl der Habitate scheint für S. meridionale das Trockenfallen von zumindest partiellen Gebieten ihres Lebensraumes von ausschlaggebender Bedeutung zu sein. Beobachtungen von Eiablagen über trockenem Grund, ähnlich wie bei der Gefleckten Heidelibelle, Sympetrum flaveolum, sowie der Blutroten Heidelibelle, Sympetrum sanguineum, deuten verstärkt darauf hin.

 

Die Südliche Heidelibelle lebt gerne mit anderen Arten mediterranen Ursprungs, wie etwa der Frühen Heidelibelle, Sympetrum fonscolombii, der Gefleckten Heidelibelle, Sympetrum flaveolum, sowie Kleinlibellen wie der Südlichen Binsenjungfer, Lestes barbarus, und Edellibellen wie der Südlichen Mosaikjungfer, Aeshna affinis, vergesellschaftet. Alle genannten Arten sind, allein schon aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Namen sehr wärmeliebend und bevorzugen nahezu die gleichen Lebensräume.

 

Die folgende Bildtafel zeigt Männchen der Südlichen Heidelibelle. Beachte das Fehlen jeglicher Schwarzanteile am Körper der Tiere.

 

 

Ihre Aktivitäten entsprechen im Wesentlichen anderer sehr wärmeliebender Heidelibellenarten. Nach warmen Nächten brechen die Tiere bereits am Morgen zu Jagdflügen auf. Während der Mittagszeit fliegen die Männchen die Randzonen der Gewässer an um dort auf einfliegende Weibchen zu warten. Diese finden sich dort wenig später ein.

 

Weibchen der Südlichen Heidelibelle. Beachte die beige Körperfarbe und die auffällig gestreiften Beine der Tiere.

 

 

Von einer Sitzwarte aus werden die Weibchen von den Männchen ergriffen. Zunächst erfolgt ein Tandemflug in die nahe Vegetation. Dort kommt es zur eigentlichen Paarung, welche wie bei allen Libellen im klassischen Paarungsrad vollzogen wird. Unmittelbar nach der Paarung fliegt das Pärchen zunächst wieder in Tandemformation in die Nähe des Gewässers, wo das Weibchen mit der Eiablage beginnt. Nach einiger Zeit löst sich das Männchen vom Weibchen. Dieses kann jedoch im Alleinflug weiterhin insgesamt bis zu 500 Eier ablegen.

 

Bei plötzlich aufkommendem Wind oder zwischenzeitlicher Bewölkung stellt die Südliche Heidelibelle jede Flugaktivität ein und lässt sich in der bodennahen Vegetation nieder.

 

 

Als eine mittelgroße Segellibelle verfügt Sympetrum meridionale über ein relativ breites Beutespektrum. Schnaken, Mücken, Fliegen, Zikaden und kleinere Falter werden im Flug erbeutet und sitzend vertilgt. Kleinlibellen verschiedener Arten gehören gleichermaßen zur Hauptnahrung wie kleine Käfer und auf Blättern lebende Insektenlarven,  die Im Sturzflug geschlagen werden.

 

Als holomediterrane Art besiedelt Sympetrum meridionale heute Gebiete, die von den Mittelmeerländern, begünstigt durch Luftströmungen in Richtung Osten, bis zur Mongolei und Ostsibirien reichen. Aus dem Norden, aus Südengland, sind nur einzelne Streufunde bekannt. Dies sind nach wissenschaftlichen Angaben Beweise dafür, dass die Tiere über 2.000 Kilometer wandern können. Weiter nördlich fehlt die Art.

 

Die Bildtafel unten zeigt die Südliche Heidelibelle bei der Eiablage in der Tandemformation sowie durch das Weibchen alleine.

 

 

 

 

Noch bis vor einigen Jahren wurde die Art in Deutschland als „Vermehrungsgast“ angesehen, die in sehr heißen Sommern aus den Mittelmeerländern, vermutlich über die Alpen oder das Rhonetal, hierhin einflog. Somit galt die Südliche Heidelibelle  als „Irrläufer“.

 

In Hessen ist die Art nachweislich seit 2010 bodenständig. Aus anderen Bundesländern wurden Funde gemeldet, welche jedoch als „kritische Einzelbeobachtungen“ anzusehen sind, wobei nicht auszuschließen ist, dass es sich hierbei um Verwechslungen mit anderen Heidelibellenarten handelt.

 

 

 

Der Nachweis von Sympetrum meridionale ist in Nordrhein- Westfalen nur sehr schwer zu erbringen. Die Tiere mischen sich in relativ kleiner Abundanz  unter zahlreiche Vorkommen der hier häufigen Heidelibellenarten wie der Großen Heidelibelle, Sympetrum striolatum, der Gemeinen Heidelibelle, Sympetrum vulgatum, und der Blutroten Heidelibelle, Sympetrum sanguineum. Selbst unter inselartigen Vorkommen wie der Sumpf-Heidelibelle, Sympetrum depressiusculum, kann man mit Glück einige Exemplare der Südlichen Heidelibelle, Sympetrum meridionale, finden.

 

Abweichend zu den Flugzeitangaben in der Literatur gelang den Autoren der von Experten bestätigte Erstnachweis der Art am 1. November 2011 (!) an einem Optimalhabitat in der Zülpicher Börde, einem Südausläufer der Kölner Bucht. In 2010 konnten die Verfasser dieses Artenprofils einige Exemplare im Münsterland in den Monaten Juli und August beobachten und dokumentieren. Der Nachweis einer erfolgreichen Reproduktion von Sympetrum meridionale für NRW steht bis heute noch aus. Dies ist mitunter darauf zurückzuführen, dass die Exuvien der Art von anderen Heidelibellenarten, z. B. der Großen Heidelibelle, Sympetrum striolatum, so gut wie nicht zu unterscheiden sind.

 

In der Roten Liste für bedrohte Tierarten wird die Südliche Heidelibelle als „Ungefährdet“ bzw. als „Vermehrungsgast“ geführt.

 

Die Art hat ihre Flugzeit von Mitte Juni bis etwa Mitte September. In ihren ursprünglichen Herkunftsländern am Mittelmeer dürften die Tiere bereits im Mai schlüpfen.

 

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